26. Mai 2024

Fremdkörperaspiration – die wichtigsten Regeln für die Präklinik

Bis zum Alter von 3-4 Jahren erkunden Kinder Gegenstände eher mit dem Mund als mit den Händen. Dabei können Gegenstände verschluckt werden, wobei die Unterscheidung zwischen einer Ingestion und einer Aspiration nicht immer eindeutig ist.

Kommt es mit einem Fremdkörper im Mund zu sehr heftigem Husten, ist der Fremdkörper meist eingeatmet worden. Aber auch beim Essen, besonders wenn gleichzeitig gespielt wird oder die Situation sehr unruhig ist, kann es zu einer Aspiration der Nahrungsmittel (vor allem Nüssen und Rohkost) kommen.

Fehlinformation durch Video

Lebensbedrohliche Situationen sind unmittelbar mit dem Ereignis zum Glück sehr selten. In solchen Fällen gelten die Handlungsempfehlungen der ERC-Leitlinien (siehe Abbildung [1]). Bei ineffektivem Husten sind je nach Körpergröße Rückenschläge oder das Heimlich-Manöver (abdominelle Kompressionen) angezeigt.

Beim bewusstlosen Kind müssen die Atemwege geöffnet und vorsichtig – am besten mit einem Laryngoskop und einer Magill-Zange – inspiziert sowie eine Beatmung etabliert werden (siehe Blogbeitrag „Beatmungsprobleme – Löffel mit Licht“).

Bei einem Atem-Kreislauf-Stillstand müssen Wiederbelebungsmaßnahmen mit Herzdruckmassage durchgeführt werden. Bei fehlender Besserung wird das Kind endotracheal intubiert. Sofern bei korrekt liegendem Tubus keine ausreichende Beatmung möglich ist, muss versucht werden, den Fremdkörper durch ein gezielt tiefes Vorbringen des Tubus in einen Hauptbronchus zu verlagern und das Kind nach Zurückziehen des Tubus in die Trachea über die freie Lunge zu beatmen (Tubusgröße und Tiefe können in Sekunden aus dem PädNFL ablesen werden).

MERKE: Wenn sich hiermit keine Stabilisierung erreichen lässt, muss das Kind unter Wiederbelebungsmaßnahmen schnellstmöglich in eine Klinik gebracht werden, die den Fremdkörper endoskopisch bergen kann!

Abbildung 1:

Meistens geht es den Kindern nach diesem markanten Hustenereignis erstmal viel besser. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass sie den Fremdkörper abgehustet haben. Oft ist er nur tiefer in die Lunge geraten und verursacht dort – zunächst – wenig oder sogar gar keine Beschwerden mehr [2]. Im Verlauf kann es dennoch zu einer lebensbedrohlichen Verlagerung des Fremdkörpers in die Trachea kommen, sodass in jedem Fall eine Vorstellung in einer kompetenten Klinik erfolgen muss. Zudem besteht durch in der Lunge verbleibende Fremdkörper eine erhebliche Langzeitbedrohung!

MERKE: Nach jedem typischen Ereignis und bei jedem Verdacht auf eine Fremdkörperaspiration muss eine Bronchoskopie durchgeführt werden

Für mehr Informationen wird die Leitlinie für die Fremdkörperaspirationen und -Ingestionen bei Kindern derzeit überarbeitet und Mitte 2024 aktualisiert sein (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-031).

Literatur:

  1. Van de Voorde P, Turner NM, Djakow J et al. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Paediatric Life Support. Resuscitation 2021; 161: 327-387, DOI: 10.1016/j.resuscitation.2021.02.015
  2. Kaufmann J, Laschat M, Frick U et al. Determining the probability of a foreign body aspiration from history, symptoms and clinical findings in children. Br J Anaesth 2017; 118: 626-627, DOI: 10.1093/bja/aex023

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