16. Dezember 2023

Unklare Ausnahmezustände – immer kinderärztlich beurteilen lassen!

Regelmäßig wird der Rettungsdienst mit einem Bericht über einen als bedrohlich empfundenen Kindes-Zustand konfrontiert, aus dem anamnestisch nichts Eindeutiges ableitbar ist – und sich der junge Patient wieder völlig uneingeschränkt präsentiert. Dennoch ist immer die Beurteilung durch eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt erforderlich.

Die frühere Bezeichnung als lebensbedrohlich erscheinendes Ereignis – Apparent life threatening event (ALTE) – wurde durch den Begriff des rasch beendeten unerklärlichen Ereignisses – Brief resolved unexplained event (BRUE) – abgelöst. Diese neue Nomenklatur wurde gewählt, um auch als nicht lebensbedrohlich wahrgenommene Episoden einzuschließen. Davon abgesehen wird hiermit aber weiterhin ein Zustand definiert, der mit einer Veränderung

  • des Muskeltonus,
  • der Hautfarbe,
  • des Wachheitsgrades und/oder
  • der Atmung

einhergegangen ist. Nur wenn sich durch eine gründliche Anamnese und kinderärztliche Untersuchung keine weiteren Auffälligkeiten ergeben, darf die Arbeitsdiagnose BRUE gestellt werden.

Unbdingt in Kinderklinik vorstellen

Umgangssprachlich wird oft auch von einem „Ausnahmezustand“ gesprochen. Grundsätzlich haben solche Zustände eine Vielzahl an möglichen Ursachen; dazu zählen der gastroösophageale Reflux, Krampfanfälle und Infektionen der oberen Atemwege. Kardiopulmonale Ursachen sind dagegen sehr selten. Entscheidend bei der leitliniengerechten Behandlung eines solchen BRUE ist die Vorstellung des Kindes durch den Rettungsdienst in einer Kinderklinik bei einem Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin [1]. Dieser legt dann möglicherweise weitere Untersuchungen fest. Nach der gründlichen kinderärztlichen Anamnese und Untersuchung kann aber sogar eine unmittelbare Entlassung aus der Klinik gerechtfertigt sein.

Literatur:

  1. Tieder JS, Bonkowsky JL, Etzel RA et al. Brief Resolved Unexplained Events (Formerly Apparent Life-Threatening Events) and Evaluation of Lower-Risk Infants. Pediatrics 2016; 137: e1-e32, DOI: 10.1542/peds.2016-0590

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