1. Juli 2023

Knopfzellen: die Gefahr in der eigenen Wohnung

Immer häufiger und mit zunehmenden Schädigungen verschlucken Kinder Knopfzellen. Die Inzidenz schwerer Schädigungen ist sowohl durch eine zunehmende Verbreitung der kleinen Batterien als auch die größere Energiekapazität gestiegen [1, 2]. Oftmals wird die Batterie vom elektrisch stimulierten Muskelschlauch Speiseröhre an einer Stelle festgehalten. Zusätzlich führt die Feuchtigkeit der Schleimhaut unter Bildung von Salzsäure und Natronlauge zur Entladung der Knopfzelle.

Die Folge sind schwere Verätzungen, die wiederum zur Ausbildung von Gängen (Fisteln) zwischen der Speiseröhre und umgebendem Gewebe führen können. Diese können – wenn die Fistel zur Luftröhre oder einem Blutgefäß (z. B. Aorta) entsteht – lebensbedrohlich und mit einer hohen Sterblichkeitsrate sein [3].

Lebensrettende Tipps

Die drei wichtigsten Maßnahmen, um Schäden so minimal wie möglich zu halten:

  1. Prävention durch Aufklärung: Knopfzellen und Geräte, die solche enthalten, gehören außerhalb des Versorgungsbereichs von Kindern aufbewart. Knopfzellen sind rund, glänzen und animieren Kinder zum Zugreifen. Kleinkinder „erforschen“ Dinge hauptsächlich mit dem Mund. Dort schmecken sie aufgrund der Säurebildung zitronenartig sauer und werden daher häufig heruntergeschluckt und nicht ausgespuckt!
  2. Sofort ein Krankenhaus aufsuchen: Man sollte Kinder, die älter als 1 Jahr sind, Honig schlucken lassen (10 ml alle 10 Minuten bis zu sechs Mal). Kinder, die jünger als 1 Jahr sind, sollten unter ärztlicher Aufsicht eine Sucralfat-Suspension trinken (1g/10 ml, alle 10 Minuten 10 ml bis zu drei Mal).
  3. Schnell rausholen! Die einfachste und schnellste Methode haben wir in einer prospektiven Interventionsstudie mit 100% Erfolgsrate und exzellenter Machbarkeit dargestellt und als Open Access publiziert: In Narkose (unterstützt durch das Kinderanästhesielineal PädOP) mit einem (langen) Laryngoskopspatel in den Eingang des Ösophagus gehen. Wenn die Knopfzelle dargestellt werden kann, diese mit einer Zange (z. B. Magill-Zange oder Ähnliches) bergen [4]. Dies können und sollten auch Einrichtungen machen, die keine Kinderendoskopie haben. Denn wenn es gelingt, wird die sonst verzögerte Bergung nach langwieriger Krankenhausverlegung vermieden. Wenn es nicht gelingen sollte, muss die Verlegung in ein Spezialzentrum stattfinden.Das hier dargestellte Vorgehen rettet Kinderleben! Einzelheiten im PDF der Studie unter: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/pan.14158

Literatur:

  1. Litovitz, T., et al., Emerging battery-ingestion hazard: clinical implications. Pediatrics, 2010. 125(6): p. 1168-77.
  2. Lerner, D.G., et al., Mitigating Risks of Swallowed Button Batteries: New Strategies Before and After Removal. J Pediatr Gastroenterol Nutr, 2020. 70(5): p. 542-546.
  3. Pae, S.J., et al., Battery ingestion resulting in an aortoesophageal fistula. Anesthesiology, 2012. 117(6): p. 1354.
  4. Kaufmann, J., et al., Rapid and safe removal of foreign bodies in the upper esophagus in children using an optimized Miller size 3 video laryngoscope blade. Paediatr Anaesth, 2021. 31(5): p. 587-593.

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